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Dienstag, 25. September 2012
chapter 9 - 22. Dezember 2004
Liebe Feena,

ich habe Weihnachten schon als Kind sehr geliebt. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Die Geschenke spielen für ein Kind sicherlich eine große Rolle, jedoch war es rückblickend betrachtet mehr der Zauber in diesen Tagen, der geschmückte Baum, das Kerzenlicht, die selbstgebackenen Leckereien, die friedvolle Musik und die angespannte Freude, die in der Luft lag, die dieses Fest zum Zuckerguß auf meiner Kindheitstorte haben werden lassen.

Aus der Sicht eines Erwachsenen, insbesondere aus der Sicht einer Mutter, ist das eine schwierige Sache mit Weihnachten.

Man hegt von Jahr zu Jahr die Hoffnung, dieses
alles einnehmende, kindliche Gefühl erneut heraufbeschwören zu können. Aber so sehr man sich auch bemüht, es will nicht funktionieren. Mit einem Kind ist es sicherlich einfacher den Frieden und die Sorglosigkeit dieser Tage ein Stück weit noch einmal erleben zu können. Andererseits ist der Druck, es alles so perfekt machen zu wollen, wie man es selbst als Kind erlebt hat, und dem Kind - dir -, solch bleibende Erinnerungen zu bereiten, ein ständiger Begleiter.

Ich habe ein wenig Angst, daß es mir übermorgen noch weniger als sonst gelingen will, dir ein freudiges Weihnachtsfest zu zaubern.

Bevor wir im Sommer hierher zogen, hatten Papa und ich einen Job, lebten in der Heimat, umgeben von Familie und Freunden.

Jetzt haben wir nichts mehr. Wir sind beide arbeitslos, leben in der Fremde in einem Haus, dessen Miete wir künftig nicht mehr aufbringen können.

Feena, wenn du diese Zeilen eines Tages liest, wirst du vielleicht verstehen, warum die Mama dieses Jahr an Weihnachten traurig war.

Deine M.

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