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Freitag, 21. September 2012
chapter 8 - 5. Juni 2012
Meine liebe, liebe Feena,

die Sprachlosigkeit der letzten Wochen ist einer tiefen Traurigkeit gewichen.

Du hast dich entschieden bei deinem Vater zu bleiben, was ich einerseits gut verstehen kann, teilst du in deiner kindlichen Naivität lediglich in Gut und Böse ein, und ich bin nunmal die Böse, weil ich mich getrennt habe, weil ich gegangen bin und euch zurückgelassen habe, sich andererseits so anfühlt als rolle ein tonnenschwerer Laster über mein Herz. Wieder und wieder.

Ich glaube fest daran, daß die Zeit für mich spielt. Wenn du älter wirst und dir ein Blick hinter die elterlichen Kulissen gelingt, du meine Situation aus der Perspektive eines herangewachsenen Menschen betrachten kannst, wird dein kindlicher Zorn nur noch Schnee von gestern sein. Ich baue darauf. Und hoffe es sehr.

Dein Vater ist kein schlechter Mensch. Doch die Weisheit, daß sich Gegensätze anziehen, stimmt nur bedingt und wandelt sich nach anfänglicher Faszination von einer Person, die so anders ist als man selbst, in ein funktionsarmes Miteinander, daß einen oder beide frustriert zurücklässt.

Ich bin einsam. Die ständige Stille um mich hämmert unaufhörlich in den Ohren. Sie läßt mich kaum denken, wenig essen und überhaupt nicht mehr schlafen. Und dennoch bin ich auf dem richtigen Weg. Ich stolpere noch orientierungslos in der Dunkelheit, aber der Glaube daran, daß hinter der nächsten Abbiegung die Sonne wieder aufgeht, ist unverrückbar.

Ich liebe dich, mein kleines Mädchen und sehe dich am Wochenende...

Deine Mama

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