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Donnerstag, 20. September 2012
chapter 5 - 3. Oktober 2004
Liebe Feena,

heute haben wir zum ersten Mal den Apfelbaum von seinen Früchten befreit. Ich hoffe nur, daß wir den rechten Zeitpunkt gewählt haben. Eigentlich habe ich keine rechte Ahnung von Apfelbäumen. Ich habe noch nie einen besessen. Auch ein Garten ist neu für mich. Da verhält es sich wie mit dem Esszimmer.

Ein ganzer Wäschekorb gefüllt mit rotwangigen Äpfeln wartet nun auf der Terrasse auf seine weitere Verarbeitung.

Aber was mache ich damit? Ein erster Biss in einen der schönsten Äpfel, die mir je begegnet sind, verriet mir, daß es sich leider um eine sehr saure Sorte handeln muss. Apfelmus? Apfelkuchen? Ach, wir finden schon etwas.

Unser Haus ist nun vollständig renoviert und eingerichtet. Ja, hier und da fehlt noch dies und das. Aber wir haben ja Zeit.

Schau ich aus dem Fenster ist es ungewöhnlich still auf der Straße. Ich bin das einfach nicht gewöhnt. Nicht, daß ich die wuselnden Menschen und stinkenden Autos vermisse. Aber ab und an dürfte schon einmal ein Fußgänger die Straße passieren. Sonst habe ich den Eindruck, ich bin ganz plötzlich allein auf dieser Welt, wenn dein Vater den ganzen Tag arbeitet.

Eine Sache macht mir ein wenig zu schaffen. Seit dein Vater den neuen Job übernommen hat, wurden ihm noch keinerlei erwirtschaftete Provisionen ausgezahlt. Mit dem Grundgehalt ist es recht schwer all das hier zu finanzieren.
Dein Vater ist der Meinung, es läge an der Umstellung im System. Der zuständige Sachbearbeiter ist seit geraumer Zeit krank. Stell dir vor, es werden alle aufgelaufenen Provisionen auf einen Schlag ausgezahlt. Das wird ein Geldsegen in dem Monat. November böte sich an. So kurz vor Weihnachten, oder? Hoffen wir das Beste. Aber dein Vater ist ganz zuversichtlich.

Deine M.

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