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Donnerstag, 27. September 2012
chapter 11 - 6. Juni 2012
vienna67, 16:10h
Meine liebe Feena,
als ich ein kleines Mädchen war, war ich still und unscheinbar.
Ich stand im Schatten meines großen Bruders, der mit seiner offenen und ungestümen Art jeden Erwachsenen im Sturm eroberte.
Unfreundlich ist sie. Unhöflich wirkt sie. Sie ist komisch. Anders als andere Kinder.
Die Spielregeln des Umgangs mit Erwachsenen will sie sich scheinbar nicht zu eigen machen.
So flüsterte es aus den großen Mündern hinter vorgehaltener Hand.
Ich habe meinen Bruder immer geliebt. Und lieb ihn heute noch. Es hat mich nie gestört, ihn im Sonnenlicht erstrahlen zu sehen und war dankbar in seinem Schatten verweilen zu dürfen.
Das Glück und die Liebe, welche er in das Gesicht der großen Menschen zaubern konnte, war unnachahmlich. Und mir war schnell klar, das würde mir nie gelingen. Ich war ja nur die kleine Schwester, die nur ein kleines bisschen so wertvoll war und nur ein kleines bisschen Liebe verdient hatte.
Ich war nie stur oder unfreundlich. Ich habe mich nur schweigend in meinen Schatten zurückgezogen, weil ich meinen Bruder weder übertrumpfen noch ihm hätte gleichtun können. Ich wollte die großen Menschen nicht enttäuschen und sie traurig machen.
So gern wäre ich einmal in ihre Arme geflogen, hätte ihnen einen dicken Schmatzer ins Haar gedrückt und ihnen gesagt, wie lieb ich sie habe. Wie es mein Bruder immer vermocht hat.
Aber es ging nicht. Der Schatten lag wie Blei auf mir.
Heute bin ich auch ein großer Mensch, meine liebe Feena.
Schaue in den Spiegel und sehe dich. Wie du da im Schatten kauerst und nicht so funktionierst, wie es die großen Menschen von dir erwarten.
Und wie es nun einmal mit großen Menschen so ist, sie geben das weiter, was sie selbst erlebt haben. Und erschrecken sich am Ende des Tages manchmal vor sich selbst.
Du gehörst in die Sonne, auch wenn ich hin und wieder selbst den Schatten spende, in dem du dich versteckst.
Deine M.
als ich ein kleines Mädchen war, war ich still und unscheinbar.
Ich stand im Schatten meines großen Bruders, der mit seiner offenen und ungestümen Art jeden Erwachsenen im Sturm eroberte.
Unfreundlich ist sie. Unhöflich wirkt sie. Sie ist komisch. Anders als andere Kinder.
Die Spielregeln des Umgangs mit Erwachsenen will sie sich scheinbar nicht zu eigen machen.
So flüsterte es aus den großen Mündern hinter vorgehaltener Hand.
Ich habe meinen Bruder immer geliebt. Und lieb ihn heute noch. Es hat mich nie gestört, ihn im Sonnenlicht erstrahlen zu sehen und war dankbar in seinem Schatten verweilen zu dürfen.
Das Glück und die Liebe, welche er in das Gesicht der großen Menschen zaubern konnte, war unnachahmlich. Und mir war schnell klar, das würde mir nie gelingen. Ich war ja nur die kleine Schwester, die nur ein kleines bisschen so wertvoll war und nur ein kleines bisschen Liebe verdient hatte.
Ich war nie stur oder unfreundlich. Ich habe mich nur schweigend in meinen Schatten zurückgezogen, weil ich meinen Bruder weder übertrumpfen noch ihm hätte gleichtun können. Ich wollte die großen Menschen nicht enttäuschen und sie traurig machen.
So gern wäre ich einmal in ihre Arme geflogen, hätte ihnen einen dicken Schmatzer ins Haar gedrückt und ihnen gesagt, wie lieb ich sie habe. Wie es mein Bruder immer vermocht hat.
Aber es ging nicht. Der Schatten lag wie Blei auf mir.
Heute bin ich auch ein großer Mensch, meine liebe Feena.
Schaue in den Spiegel und sehe dich. Wie du da im Schatten kauerst und nicht so funktionierst, wie es die großen Menschen von dir erwarten.
Und wie es nun einmal mit großen Menschen so ist, sie geben das weiter, was sie selbst erlebt haben. Und erschrecken sich am Ende des Tages manchmal vor sich selbst.
Du gehörst in die Sonne, auch wenn ich hin und wieder selbst den Schatten spende, in dem du dich versteckst.
Deine M.
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