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Donnerstag, 20. September 2012
chapter 7 - 16. Dezember 2004
vienna67, 22:39h
Feena,
meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet.
Der neue Arbeitgeber deines Vaters ist insolvent.
Am Ende des vergangenen Monats wurde uns kein Gehalt überwiesen.
Oh Gott, wie soll es jetzt weitergehen...?
Ich habe Angst...
M.
meine schlimmsten Befürchtungen haben sich bewahrheitet.
Der neue Arbeitgeber deines Vaters ist insolvent.
Am Ende des vergangenen Monats wurde uns kein Gehalt überwiesen.
Oh Gott, wie soll es jetzt weitergehen...?
Ich habe Angst...
M.
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chapter 6 - 22. November 2004
vienna67, 17:16h
Meine liebe Feena,
Schnee, Schnee, überall Schnee. Wo man hinschaut. Hinten, vorne, rechts und links, auch oben und unten. Ich habe noch nie so viel von dem weißen Zeugs auf einem Haufen gesehen.
Die nackten Bäume und Sträucher in unserem Garten scheinen mir hässliche Fratzen zu schneiden. Ich kann mich so gar nicht an dieser winterlichen Stimmung erfreuen. Wenn ich die Garagenauffahrt freiräume, weiß ich nicht wohin ich die Massen schaufeln soll, wenn nicht dem Nachbarn vor die Nase. Und es ist kein Ende in Sicht.
Bald beginnt die Adventszeit und ich bastle schon fleißig an deinem Adventskalender. Aber wie beschaffe ich die 24 kleinen Geschenke? Bei den Witterungsverhältnissen traue ich mich nicht mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Und von der nächsten Bushaltestelle sind wir Lichtjahre entfernt. Deinen Vater sehe ich nur, wenn die Läden noch nicht geöffnet haben oder bereits wieder geschlossen sind.
Der Schnee macht mich mürbe. Ich fühle mich eingesperrt. Und die Straße wirkt noch verlassener.
Die Provisionen wurden immer noch nicht überwiesen. Obwohl dein Vater beschwichtigt und noch guter Dinge ist, wächst in mir allmählich die Skepsis.
Mir gehts nicht gut. Ich versuche mit aller Macht meine bedrückte Laune vor dir geheimzuhalten.
Weihnachten steht vor der Türe. Und ich habe Heimweh.
Deine M.
Schnee, Schnee, überall Schnee. Wo man hinschaut. Hinten, vorne, rechts und links, auch oben und unten. Ich habe noch nie so viel von dem weißen Zeugs auf einem Haufen gesehen.
Die nackten Bäume und Sträucher in unserem Garten scheinen mir hässliche Fratzen zu schneiden. Ich kann mich so gar nicht an dieser winterlichen Stimmung erfreuen. Wenn ich die Garagenauffahrt freiräume, weiß ich nicht wohin ich die Massen schaufeln soll, wenn nicht dem Nachbarn vor die Nase. Und es ist kein Ende in Sicht.
Bald beginnt die Adventszeit und ich bastle schon fleißig an deinem Adventskalender. Aber wie beschaffe ich die 24 kleinen Geschenke? Bei den Witterungsverhältnissen traue ich mich nicht mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Und von der nächsten Bushaltestelle sind wir Lichtjahre entfernt. Deinen Vater sehe ich nur, wenn die Läden noch nicht geöffnet haben oder bereits wieder geschlossen sind.
Der Schnee macht mich mürbe. Ich fühle mich eingesperrt. Und die Straße wirkt noch verlassener.
Die Provisionen wurden immer noch nicht überwiesen. Obwohl dein Vater beschwichtigt und noch guter Dinge ist, wächst in mir allmählich die Skepsis.
Mir gehts nicht gut. Ich versuche mit aller Macht meine bedrückte Laune vor dir geheimzuhalten.
Weihnachten steht vor der Türe. Und ich habe Heimweh.
Deine M.
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chapter 5 - 3. Oktober 2004
vienna67, 10:38h
Liebe Feena,
heute haben wir zum ersten Mal den Apfelbaum von seinen Früchten befreit. Ich hoffe nur, daß wir den rechten Zeitpunkt gewählt haben. Eigentlich habe ich keine rechte Ahnung von Apfelbäumen. Ich habe noch nie einen besessen. Auch ein Garten ist neu für mich. Da verhält es sich wie mit dem Esszimmer.
Ein ganzer Wäschekorb gefüllt mit rotwangigen Äpfeln wartet nun auf der Terrasse auf seine weitere Verarbeitung.
Aber was mache ich damit? Ein erster Biss in einen der schönsten Äpfel, die mir je begegnet sind, verriet mir, daß es sich leider um eine sehr saure Sorte handeln muss. Apfelmus? Apfelkuchen? Ach, wir finden schon etwas.
Unser Haus ist nun vollständig renoviert und eingerichtet. Ja, hier und da fehlt noch dies und das. Aber wir haben ja Zeit.
Schau ich aus dem Fenster ist es ungewöhnlich still auf der Straße. Ich bin das einfach nicht gewöhnt. Nicht, daß ich die wuselnden Menschen und stinkenden Autos vermisse. Aber ab und an dürfte schon einmal ein Fußgänger die Straße passieren. Sonst habe ich den Eindruck, ich bin ganz plötzlich allein auf dieser Welt, wenn dein Vater den ganzen Tag arbeitet.
Eine Sache macht mir ein wenig zu schaffen. Seit dein Vater den neuen Job übernommen hat, wurden ihm noch keinerlei erwirtschaftete Provisionen ausgezahlt. Mit dem Grundgehalt ist es recht schwer all das hier zu finanzieren.
Dein Vater ist der Meinung, es läge an der Umstellung im System. Der zuständige Sachbearbeiter ist seit geraumer Zeit krank. Stell dir vor, es werden alle aufgelaufenen Provisionen auf einen Schlag ausgezahlt. Das wird ein Geldsegen in dem Monat. November böte sich an. So kurz vor Weihnachten, oder? Hoffen wir das Beste. Aber dein Vater ist ganz zuversichtlich.
Deine M.
heute haben wir zum ersten Mal den Apfelbaum von seinen Früchten befreit. Ich hoffe nur, daß wir den rechten Zeitpunkt gewählt haben. Eigentlich habe ich keine rechte Ahnung von Apfelbäumen. Ich habe noch nie einen besessen. Auch ein Garten ist neu für mich. Da verhält es sich wie mit dem Esszimmer.
Ein ganzer Wäschekorb gefüllt mit rotwangigen Äpfeln wartet nun auf der Terrasse auf seine weitere Verarbeitung.
Aber was mache ich damit? Ein erster Biss in einen der schönsten Äpfel, die mir je begegnet sind, verriet mir, daß es sich leider um eine sehr saure Sorte handeln muss. Apfelmus? Apfelkuchen? Ach, wir finden schon etwas.
Unser Haus ist nun vollständig renoviert und eingerichtet. Ja, hier und da fehlt noch dies und das. Aber wir haben ja Zeit.
Schau ich aus dem Fenster ist es ungewöhnlich still auf der Straße. Ich bin das einfach nicht gewöhnt. Nicht, daß ich die wuselnden Menschen und stinkenden Autos vermisse. Aber ab und an dürfte schon einmal ein Fußgänger die Straße passieren. Sonst habe ich den Eindruck, ich bin ganz plötzlich allein auf dieser Welt, wenn dein Vater den ganzen Tag arbeitet.
Eine Sache macht mir ein wenig zu schaffen. Seit dein Vater den neuen Job übernommen hat, wurden ihm noch keinerlei erwirtschaftete Provisionen ausgezahlt. Mit dem Grundgehalt ist es recht schwer all das hier zu finanzieren.
Dein Vater ist der Meinung, es läge an der Umstellung im System. Der zuständige Sachbearbeiter ist seit geraumer Zeit krank. Stell dir vor, es werden alle aufgelaufenen Provisionen auf einen Schlag ausgezahlt. Das wird ein Geldsegen in dem Monat. November böte sich an. So kurz vor Weihnachten, oder? Hoffen wir das Beste. Aber dein Vater ist ganz zuversichtlich.
Deine M.
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chapter 4 - 5. April 2012
vienna67, 02:34h
Meine liebe Feena,
ich habe deinen Vater nie geliebt. Ich habe mich all die Jahre nicht getraut, es laut auszusprechen. Ich wollte niemanden verletzen. Doch genau das habe ich getan. Ich habe uns alle verletzt. Und das tut mir leid.
Mit dem Ausbürsten des Haares und dem Putzen der Zähne habe ich sie aufgesetzt. Meine Maske. Und jeden Tag aufs Neue bin ich hinausgeschritten auf die Bühne meines Lebens. Um diese eine Rolle zu spielen. Mit dem immer gleichen Drehbuch. Und den immer gleichen Zuschauern.
Die perfekte Mutter für dich. Die perfekte Ehefrau für deinen Vater.
Ich habe versagt. Ich habe mich ans
Drehbuch gehalten und trotzdem den Applaus nicht einfahren können.
Zu oft habe ich geweint, wenn ich doch lachte.
Zu oft war ich traurig, wenn ich doch glücklich schien.
Vor dir konnte ich mich nicht maskieren. Du hast mich immer durchschaut, obwohl du den Grund für meine Haltlosigkeit nicht kanntest.
Du wirst bald elf. Bist noch so jung.
Ach, ich schreibe wirres Zeug.
Ich stehe hier mit meinen Füßen im Sand und schaue auf mein geliebtes Meer. Sehe in die Unendlichkeit und fühle mich geborgen. Der Wind flüstert mir leise die Geschichten vergangener Tage.
Ich habe heute beschlossen, deinen Vater zu verlassen.
Happy Birthday to me...
Deine M.
ich habe deinen Vater nie geliebt. Ich habe mich all die Jahre nicht getraut, es laut auszusprechen. Ich wollte niemanden verletzen. Doch genau das habe ich getan. Ich habe uns alle verletzt. Und das tut mir leid.
Mit dem Ausbürsten des Haares und dem Putzen der Zähne habe ich sie aufgesetzt. Meine Maske. Und jeden Tag aufs Neue bin ich hinausgeschritten auf die Bühne meines Lebens. Um diese eine Rolle zu spielen. Mit dem immer gleichen Drehbuch. Und den immer gleichen Zuschauern.
Die perfekte Mutter für dich. Die perfekte Ehefrau für deinen Vater.
Ich habe versagt. Ich habe mich ans
Drehbuch gehalten und trotzdem den Applaus nicht einfahren können.
Zu oft habe ich geweint, wenn ich doch lachte.
Zu oft war ich traurig, wenn ich doch glücklich schien.
Vor dir konnte ich mich nicht maskieren. Du hast mich immer durchschaut, obwohl du den Grund für meine Haltlosigkeit nicht kanntest.
Du wirst bald elf. Bist noch so jung.
Ach, ich schreibe wirres Zeug.
Ich stehe hier mit meinen Füßen im Sand und schaue auf mein geliebtes Meer. Sehe in die Unendlichkeit und fühle mich geborgen. Der Wind flüstert mir leise die Geschichten vergangener Tage.
Ich habe heute beschlossen, deinen Vater zu verlassen.
Happy Birthday to me...
Deine M.
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